Sächsische Wirtschaftsdelegation: Zahlreiche Anknüpfungspunkte bei Reise nach Norditalien

Im Rahmen der viertägigen Reise nach Norditalien besuchte die 25-köpfige Delegation aus dem Freistaat unter der Leitung von Wirtschaftsminister Martin Dulig die Lombardei und Emilia-Romagna. Der Schwerpunkt der Unternehmensbesichtigungen und politischen Termine in Bologna, Mailand, Modena und Stezzano lag auf Kooperationen in der Automobilindustrie sowie intelligenten Lösungen für Mobilität und Infrastruktur bzw. Stadtumbau.

»Der Norden Italiens ist die Herzkammer der italienischen Industrie und besitzt ein ähnliches Profil wie Sachsen. Alle Industrieregionen in Europa stehen vor den gleichen Herausforderungen, die wirtschaftliche Transformation zu gestalten – sowohl im Umgang mit der Demografie als auch mit der Digitalisierung und dem Klimawandel. Es ist für uns immer wichtig, mit unseren europäischen Partnern zusammenzuarbeiten und eigene Lösungsansätze zu entwickeln. Wir wollen voneinander lernen und eng kooperieren. Denn nur ein starkes Europa kann im Wettbewerb mit China oder den USA bestehen«, erklärt Martin Dulig.

Die Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) hat die Reise im Auftrag des sächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministeriums organisiert. WFS-Geschäftsführer Thomas Horn: »Wir haben von den mitgereisten Unternehmen ein positives Feedback bekommen und sehen gute Anknüpfungspunkte für weitere Projekte in Norditalien. Die wichtigsten Branchen sind dabei Automotive, Kunststofftechnik, der Maschinen- und Anlagenbau und die Automatisierungstechnik. Trotz allem marktwirtschaftlichen Wettbewerb bestehen dort gute Chancen für Kooperationen und wechselseitige Lieferbeziehungen. Wir werden das weiter unterstützen und begleiten. Erste Terminabsprachen für weitere Treffen finden schon in den nächsten Wochen statt. Insofern sind wir sehr zufrieden mit den Ergebnissen der Reise und freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit mit unseren italienischen Partnern.«

Die sächsische Delegation, zu der u.a. Vertreter des Netzwerks Automobilzulieferer Sachsen (AMZ), der Städte Dresden, Leipzig und Zwickau sowie mittelständischer Unternehmen aus Aue-Bad Schlema, Chemnitz, Dresden, Großenhain, Königswartha, Neusalza-Spremberg und Radeburg gehörten, lotete etwa beim Bremsanlagenspezialisten Brembo, am Hauptsitz von Siemens Italia und bei Lamborghini weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit im Automobilsektor aus. Auch ein Netzwerk-Event zum Thema »Ökosysteme vernetzen: Intelligente Fertigung und Automobilinnovationen zwischen der Emilia Romagna und Sachsen« diente dem Ausbau der sächsisch-italienischen Kontakte.

Martin Dulig: »Gerade im Bereich Automobil und vor allem in der Transformation hin zur E-Mobilität stehen wir ja vor den gleichen Herausforderungen, etwa bei der Batterietechnik oder dem gemeinsam in der EU beschlossenen Verbrenner-Aus. Wir waren daher neugierig, wie es in Italien gelungen ist, dass Automobilhersteller – wie Lamborghini oder Ferrari – gemeinsam mit Universitäten und Instituten eine ,Auto-Hochschule‘ für Zukunftstechnologie gründeten. Dies ist ein spannender Aspekt für uns.« Auch AMZ-Netzwerkmanager Dirk Vogel zeigte sich interessiert: »Wir haben ähnliche Voraussetzungen, haben aber die Partner noch nicht so gebündelt, etwa um eine virtuelle Hochschule aufbauen zu können, welche den Transformationsprozess mit neuesten Erkenntnissen gestalten kann.«

In Mailand führte Andreas Kipar, Architekt und Landschaftsgestalter, die Delegation durch das neue Centro Direzionale. Martin Dulig: »Es ist beeindruckend zu erleben, wie dieses alte, strukturschwache Stadtgebiet durch einen klaren Bebauungsplan und mit modernen architektonischen Konzepten zu einem beliebten Stadtteil umgebaut wurde. Heute kommen die Menschen aus Mailand in diese Smart City, erholen sich hier, laufen durch Parks und Grünanlagen – völlig frei von Autos und Abgasen.« Auch Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn zeigte sich beeindruckt: »Das Beispiel hier in Mailand veranschaulicht, was man für die Menschen erreichen kann, wenn man einen gemeinsamen Plan verfolgt und nicht nur partikulare Interessen. Die Lebensqualität hat sich spürbar gesteigert und das Stadtviertel wurde beispielhaft nachhaltig aufgewertet.«

Politische Gespräche führte Martin Dulig mit den Regionalregierungen der Lombardei und Emilia Romagna: »Die Regierungen und Experten, mit denen wir gesprochen haben, sind sehr interessiert, mit uns enger zusammenzuarbeiten. Beim Thema Halbleiter wurden wir gefragt, wie es uns Sachsen gelungen ist, solch große Investitionen, wie die von TSMC, in den Freistaat zu holen.« Auch zum Thema Radverkehr, ÖPNV-Finanzierung und Planungszeiten tauschten sich Dulig und die italienischen Experten aus. Staatsrat Vincenzo Colla aus Bologna, der Provinz-Hauptstadt der Emilia-Romagna, nahm spontan die Einladung von Martin Dulig nach Sachsen an. Er möchte bei seinem Besuch im Freistaat gleich ein Memorandum of Understanding (MOU) für wirtschaftliche Zusammenarbeit, aber auch wissenschaftliche Kooperationen, abschließen.

Hintergrund

Italien ist die drittgrößte Volkwirtschaft der Europäischen Union. Der südeuropäische Staat gehört zu Sachsens Top-10-Handelspartnern und den wichtigsten Herkunftsländern ausländischer Investitionen im Freistaat. Wirtschaftliche Anknüpfungspunkte bestehen vor allem in die wirtschaftsstarken Regionen Norditaliens, insbesondere in der Automobilindustrie. Das AMZ unterhält enge Arbeitskontakte mit Partnern aus der Region Emilia-Romagna, die über eine reiche Industrielandschaft verfügt und erfolgreich Wirtschaft und Wissenschaft vernetzt. Darüber hinaus sind im Mobilitätsbereich die umfangreichen Anstrengungen der Stadt Mailand von Interesse, ihre Infrastruktur – auch im Vorfeld der Olympischen Winterspiele 2026 – noch smarter zu gestalten.

Sächsische Unternehmen exportierten 2023 Waren im Gesamtwert von 1,97 Milliarden Euro nach Italien. Die Einfuhren summierten sich auf 1,54 Milliarden Euro. Sowohl im Export als auch im Import mit Italien verzeichnete Sachsen 2023 das zweitbeste Ergebnis nach dem Rekordjahr 2022. Im Länder-Ranking der sächsischen Außenhandelspartner belegte Italien jeweils den siebenten Platz. Der gegenseitige Handel konzentrierte sich auf Erzeugnisse des Kraftfahrzeug- und Maschinenbaus, der Pharmazie und Elektrotechnik sowie auf Eisen-, Blech- und Metallwaren.

Martin Dulig weiter: »Die grenzüberschreitende Vernetzung ist unverzichtbarer Bestandteil des unternehmerischen Erfolgs, denn sächsische Unternehmen werden auch künftig von diversifizierten Absatzmärkten und Lieferketten sowie vom Austausch mit internationalen Partnern profitieren. Auslandsreisen öffnen Türen, um neue Kontakte zu schließen und politische Beziehungen auf- und ausbauen zu können. Waren im Wert von 52,7 Milliarden Euro exportierte Sachsen 2022. Damit hat die Außenwirtschaft einen bedeutenden Anteil an unserem Wohlstand im Freistaat. Auch deshalb sind Auslandsreisen eine Investition in Sachsens Zukunft und unsere explizite Aufgabe.«

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