Radiopharmazie: Sachsen setzt auf stärkere Vernetzung im Ökosystem

Unter dem Motto „Wertschöpfung erweitern – Radiopharmazie-Ökosystem in Sachsen stärken“ trafen sich gestern und heute über 120 Teilnehmer aus Wissenschaft, Industrie sowie Kliniken und Netzwerken zum „Hi-Tech meets Life Sciences-Forum“ in Dresden.

WFS

Im Fokus des ersten Veranstaltungstages standen Fachvorträge, u.a. zur Herstellung klinisch relevanter Radionuklide, zur Entwicklung und Zulassung von Radiopharmaka sowie zum Einsatz in Kliniken, zur Radiopharmalogistik und zu entsprechenden Technologielösungen. Einblicke in andere europäische Netzwerke und Institutionen gab es mit der Vorstellung des belgischen Radiopharmazie-Clusters Rad4Med.be und der Arbeit der European Organization for Nuclear Research CERN. Verschiedene Networking- und Matchmaking-Formate sowie die abendliche Talkshow „Hot Spot Sachsen – Wie Radiopharmazie hier eine Heimat findet“ komplettierten das Forum. Auf der heutigen Industry Tour gab es einen praktischen Einblick in die Labore und Produktionsstätten sowie in die Patientenversorgung verschiedener Partner.

„Die Radiopharmazie entwickelt sich zur Schlüsseltechnologie bei der Diagnose und Therapie von Krebs. Sachsens Ökosystem aus Forschung, Unternehmen und Kliniken ist bereits ausgezeichnet aufgestellt, um in Europa eine führende Rolle als Innovationstreiber einzunehmen und auch als Wirtschaftszweig entscheidende Bedeutung zu erlangen. Mit der gemeinsamen Veranstaltung des Hi-Tech-Forums des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) und des Life Sciences-Forums der Wirtschaftsförderung gab es in diesem Jahr ein neues Format, dass den Austausch zwischen den Akteuren intensiviert hat und viel positives Feedback von den Teilnehmern bekam. Aufgezeigt wurden noch einmal die positiven regionalen Synergieeffekte und der klare Mehrwert, die durch die Zusammenarbeit der Unternehmen, Netzwerke, Kliniken und Partner entstehen. Im internationalen Kontext können wir sicher vom belgischen Cluster lernen, das bereits 2013 gegründet wurde und seitdem das Thema vorantreibt. Deutlich wurde zudem, wie wertvoll es ist, dass wir hier die gesamte radiopharmazeutische Wertschöpfungskette abdecken – von maßgeschneiderten Technologielösungen über Forschung, Produktion und Anwendung bis hin zu Logistik und Entsorgung“, bilanziert Thomas Horn, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS), die das Forum gemeinsam mit dem HZDR organisiert hatte.

Der Wissenschaftliche Direktor des HZDR, Prof. Sebastian M. Schmidt, ergänzt: „Das HZDR bildet den Nukleus einer dynamisch wachsenden Radiopharmazie-Landschaft in Sachsen. Das Institut für Radiopharmazeutische Krebsforschung unter Leitung von Prof. Klaus Kopka sowie unsere Forschungsstelle in Leipzig unter Leitung von Prof. Andreas Maurer bündeln wissenschaftliche Exzellenz mit modernster Infrastruktur in einem starken Netzwerk mit Partnern aus Wissenschaft, Kliniken und Unternehmen. Dieses Zusammenspiel aus innovativer Forschung, industrieller Stärke und klinischer Anwendung schafft ideale Voraussetzungen, um Sachsen als führende Region für Radiopharmazie in Europa zu positionieren.“ 

Talkshow: Hot Spot Sachsen: Wie Radiopharmazie hier eine Heimat findet

In der abschließenden Talkshow diskutierten Thomas Horn (WFS-Geschäftsführer), Hendrikje Heinrich (CTO ROTOP Pharmaka GmbH), Susanne Stump (Geschäftsführerin futuresax), Prof. Dr. Klaus Kopka (Direktor des Instituts für Radiopharmazeutische Krebsforschung am HZDR), Prof. Dr. Matthias Miederer (Abteilungsleiter im NCT Dresden) und Gereon Mänzel (Patientenvertretung am NCT Dresden) mit Moderatorin Peggy Jungke über die Potenziale, Risiken und Erwartungen. Einig waren sich die Teilnehmer, dass jetzt vor allem eine kontinuierliche Zusammenarbeit und ein Bündeln der Kräfte der verschiedenen Akteure wichtig ist, um das Cluster zu etablieren und daraus eine weitere Erfolgsgeschichte für den Wirtschaftsstandort Sachsen zu machen. Thematisiert wurden dabei, was man sich vom erfolgreichen Cluster Silicon Saxony abschauen kann, wie der Transfer von der Forschung in die Klinik gelingt und welche Chancen sich für Start-ups, Investoren und Fachkräfte ergeben. Zudem ging es auch um breitere Anwendungsmöglichkeiten radiopharmazeutischer Produkte, eine bessere Patienten-Kommunikation und Vertrauen in „radioaktive“ Therapien sowie um mehr Akzeptanz dieser Technologie in der Gesellschaft. In seinem abschließenden Statement betonte Herr Mänzel noch einmal, dass es ihm für die Zukunft viel Hoffnung gibt, zu sehen, wie engagiert die Akteure an neuen Therapien und Radiopharmazeutika arbeiten.

nukliD - Industry Tour 

Beim heutigen Business Frühstück stellte die Arbeitsgruppe Mensch und Technologie des HZDR erste Ergebnisse der "Roadmap Radiopharmazie" vor, die den Radiopharmazie-Standort untersucht. In den anschließenden Touren erhielten die Teilnehmer in Radeberg bei ABX advanced biochemical compounds Einblicke in die Forschungslabore der Medizinischen Chemie, wo u. a. die Chemie zur Herstellung von PET-Präkursoren entwickelt wird. Besucht wurden ebenfalls die CUP Contract Labs, die Spezialisten für komplexe pharmazeutische Analysen und die TRIMT GmbH, ein junges und innovatives Unternehmen, das sich auf neuartige Biomarker und Theranostik-Lösungen fokussiert. Auf dem Campus des Helmholtz-Zentrums informierten sich die Teilnehmer über den VKTA, der auf Strahlenschutz, Analytik radioaktiver Stoffe, die Entsorgung radioaktiver Reststoffe sowie den Rückbau und die Konditionierung radioaktiver Abfälle spezialisiert ist. Um die Herstellung von Radiopharmaka für die Diagnostik und Therapie ging es bei der ROTOP Pharmaka GmbH. In Dresden gab es einen Termin beim NCT Dresden - das Nationale Centrum für Tumorerkrankungen, der einen Blick in die Patientenversorgung ermöglichte. Anschließend ging es zur Isotope Technologies GmbH, ein Spezialist im Anlagenbau mit maßgeschneiderten Heißzellenlösungen und In-Cell-Ausrüstung.

Entstehung nukliD-Radiopharmacy Cluster Dresden

Die WFS nutzt das Life Sciences-Forum seit neun Jahren als Instrument, um die Kompetenzen des Standortes in diesem Bereich näher zu beleuchten und das Netzwerk insgesamt zu stärken und auszubauen. Radiopharmazie war bereits vor drei Jahren Thema eines Life Sciences-Forums und Impulsgeber für weitere Gespräche, um das Potenzial für den Wirtschaftsstandort Sachsen besser auszuschöpfen und die Kompetenzen zu bündeln. 2023 gab es einen Kickoff-Termin in der WFS, der schlussendlich im Januar 2025 zur Gründung des nukliD-Radiopharmacy Clusters Dresden geführt hat. Die deutschlandweit und international führenden Akteure aus den Bereichen Forschung, Wirtschaft und Clustermanagement wollen die Radiopharmazie in Sachsen zum Zentrum für Innovation und Fachkompetenz ausbauen und die internationale Sichtbarkeit des Standorts Sachsen steigern. Koordiniert wird das Cluster von der leap:up GmbH. Die WFS unterstützt das Cluster im Rahmen ihrer Branchenarbeit.

 

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Jaehnig, Tina

Tina Jaehnig

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