Potenzial und Barrieren - Kurzbefragung zum Einsatz von Robotik in Sachsen

Im Rahmen einer Kurzbefragung wurden sächsische Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes (NACE 10 bis 33) zu ihrem tatsächlichen und potenziell vorstellbaren Einsatz von Robotik konsultiert. Der Grundtenor wird deutlich – Potenzial ja, aber die Barrieren überwiegen noch.

Insgesamt beteiligten sich 128 Unternehmen an der Befragung, die von der Professur Arbeitswissenschaft und Innovationsmanagement der Technischen Universität Chemnitz in Kooperation mit dem Innovationscluster Robotics Saxony und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) durchgeführt wurde. 96 Prozent der Unternehmen lassen sich dabei den kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) zuordnen. Die Branche „Metallerzeugung und -bearbeitung” war in der Stichprobe im Vergleich zur Grundgesamtheit überrepräsentiert, was auf ein besonders hohes Interesse am Thema Robotik schließen lässt.

27 Prozent der befragten Unternehmen setzen industrielle Roboter in ihrer Fertigung ein. Konform mit den Erwartungen gaben einige Branchen einstimmig den Einsatz von Robotik an, darunter die Herstellung von Kraftwagen und Kraftwagenteilen sowie die Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen. Eine sehr geringe Verbreitung ist dagegen aktuell noch im Handwerk zu verzeichnen. Ungefähr die Hälfte der Unternehmen, die Roboter einsetzen, nutzen ebenfalls kollaborierende Roboter. Obwohl diese Roboter für einen schutzzaunlosen Betrieb in Zusammenarbeit mit dem Menschen zugelassen sind, gibt ein Teil der Unternehmen an, kollaborierende Roboter aus Sicherheitsgründen und aufgrund der sonst resultierenden geringen Arbeitsgeschwindigkeit nur hinter einem Schutzzaun einzusetzen. In der Stichprobe gaben lediglich drei Unternehmen an, Arbeitsplätze mit Mensch-Roboter Kollaboration (MRK) zu nutzen. An diesen Arbeitsplätzen arbeiten Roboter und Mitarbeitende gleichzeitig in einem gemeinsamen Arbeitsraum zur Erfüllung einer gemeinsamen Arbeitsaufgabe, wobei Berührungen zwischen Mitarbeitenden und Robotern inklusive Kraftübertragung möglich sind. Ein Beispiel dafür ist die direkte Übergabe eines Bauteils zwischen einem Mitarbeitenden und einem Roboter.

Zusammenfassend ergab die Befragung, dass insbesondere kleine und mittelständische produzierende Unternehmen in Sachsen aktuell noch viele Barrieren für den Einsatz von Robotik sehen. Die Mehrheit der befragten Unternehmen steht weiterer Automatisierung aufgrund erwarteter Vorteile bei den Stückkosten, einer Produktionssteigerung und dem Ausgleich des Fachkräftemangels positiv gegenüber. Als Gegenargumente wurden die Nicht-Automatisierbarkeit handwerklicher Prozesse, hochindividuelle Produkte mit sehr niedrigen Stückzahlen sowie wirtschaftliche Unsicherheiten genannt, die aktuell keine Investition ermöglichen. Beim potenziellen Einsatz von Robotik in der Fertigung zeigt sich ein branchenabhängiges Meinungsbild. Während Branchen wie die Herstellung von Metallerzeugnissen positiv eingestellt sind, ist das Handwerk besonders skeptisch, was die generelle Anwendbarkeit von Robotik und ein positives Kosten-Nutzen-Verhältnis betrifft. Beim Einsatz von Mensch-Roboter Kollaboration (MRK) ergeben sich diese Bedenken insbesondere aufgrund hoher Investitionskosten, des erwarteten Aufwands für die Wartung von Sensorik und des Schulungsbedarfs für Mitarbeitende durch eine zunehmende Komplexität der Arbeitsplätze.

Gleichzeitig zeigte sich ein großes wahrgenommenes Potenzial der robotergestützten Fertigung in zahlreichen durch die Unternehmen konkret benannten, branchenspezifischen Einsatzszenarien. Besonders hervorzuheben sind die Intralogistik sowie spezifische Fertigungsschritte wie die Materialbearbeitung (z. B. Schleifprozesse), die Montage und das Handling (z. B. das Handling von Platinen) sowie Fügearbeiten (z. B. Schweißroboter). Begleitend wird auch der Roboter- / KI-gestützten Qualitätskontrolle großes Potenzial zugeschrieben.

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Scholta Dr., Claudia

Dr. Claudia Scholta

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