Zwei neue Großforschungszentren für die Lausitz und das Mitteldeutsche Revier
Das Deutsche Zentrum für Astrophysik (DZA) und das »Center for the Transformation of Chemistry« (CTC) sind die beiden Gewinner des Ideenwettbewerbs »Wissen schafft Perspektiven für die Region!«. Die Gründung der zwei Großforschungszentren in der Lausitz und im mitteldeutschen Revier haben der Bund, der Freistaat Sachsen und das Land Sachsen-Anhalt heute bekannt gegeben.
Mit der Ansiedelung an mehreren Standorten in der sächsischen Lausitz und im Mitteldeutschen Revier in den nächsten Jahren sollen sich die Großforschungszentren zu Treibern des Fortschritts entwickeln, verankert in den Landkreisen Bautzen, Görlitz und Nordsachsen.
Dazu Ministerpräsident Michael Kretschmer: "Die Entscheidung für die beiden Großforschungszentren sind getroffen. Jeweils 1,2 Milliarden Euro für eine Einrichtung im Mitteldeutschen und eine Einrichtung im Lausitzer Revier. Gemeinsam mit Sachsen-Anhalt bauen wir das Zentrum "Chemresilienz" in Mitteldeutschland auf. Prof. Peter Seeberger hat einen erstklassigen Antrag eingereicht und wird die Chemieindustrie revolutionieren. In der Lausitz vertrauen wir Prof. Günther Hasinger mit seinem exzellenten Antrag: einer gemeinsamen Initiative der deutschen Astronomie und Astroteilchenphysik mit dem Ziel, ein nationales Zentrum für astrophysikalische Forschung, Technologieentwicklung und Digitalisierung zu gründen. Dieses Vorhaben bietet große Chancen für Ausgründungen und schafft für Branchen der Hochtechnologie einzigartige Möglichkeiten zur Technologieentwicklung. Wie kein anderes Land setzt der Freistaat Sachsen beim Strukturwandel auf Innovation und Technologie. Die neuen Forschungszentren eröffnen den Regionen neue Perspektiven. Auf Grund ihrer Größe und wissenschaftlichen Exzellenz werden sie eine internationale Sichtbarkeit erzeugen und den Forschungsstandort Deutschland stärken. Wir halten Wort. Der Strukturwandel ist eine einmalige Chance die wir nutzen. Weitere Entscheidungen werden folgen."
Deutsches Zentrum für Astrophysik (DZA)
Das Deutsche Zentrum für Astrophysik wird vom wissenschaftlichen Direktor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Prof. Dr. Günther Hasinger geführt. Die Astrophysik ist eine Hightech-Wissenschaft mit großer Innovationskraft. Gleitsichtbrillen, Zeranfelder, wesentliche Bestandteile von Mobiltelefonen, Navi oder schnelle elektronische Banküberweisungen via Satellit wären ohne astronomische Forschung undenkbar. Dabei ist das Portfolio des DZA so vielfältig, dass es Jobs im wissenschaftlichen, aber noch deutlich mehr im nicht-wissenschaftlichen Bereich schaffen wird.
Mit dem Deutschen Zentrum für Astrophysik (DZA) sollen die riesigen Datenströme zukünftiger Großteleskope gebündelt und verarbeitet werden. Gleichzeitig sollen in einem neuen Technologiezentrum u.a. Regelungstechniken für Observatorien entwickelt werden. Vor allem im Bereich der optischen Technologien und der Halbleitertechnik ist das Potenzial groß. Gerade in der Mikroelektronik gilt es, Abhängigkeiten zu reduzieren und technologische Souveränität zu erlangen. Dabei bauen die Verantwortlichen auf die Erfahrung und das moderne Umfeld der Industrie in Sachsen auf. Zudem wird die Option verfolgt, in den Granitformationen der Lausitz ein Untergrundlabor mit geringen seismischen Störungen zu bauen.
Center for the Transformation of Chemistry
Das Center for the Transformation of Chemistry wird geführt von Prof. Dr. Peter H. Seeberger vom Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung. Die zukünftige Versorgung Deutschlands und der Europäischen Union mit Chemikalien und Pharmazeutika muss durch lokale, kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse hauptsächlich aus nachwachsenden Rohstoffen oder recycelten Materialien mit höchstem Arbeitsschutz- und Umweltstandards und drastisch verkürzten Transportwegen sichergestellt werden. Voraussetzung dafür ebenso wie für die Erreichung europäischer Klimaziele, wirtschaftlichen Wohlstandes und zukunftssicherer Beschäftigungschancen in der Region, ist die strukturierte und langfristig ausgerichtete Transformation der Chemie, also der Kern von CTC.
Um die Versorgung wichtiger Industriezweige wie Gesundheit, Verkehr, Energie, Landwirtschaft und Konsumgüter sicherzustellen, will das »Center for the Transformation of Chemistry« (CTC) eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft chemischer Erzeugnisse etablieren. Nachwachsende Rohstoffe, kurze Transportwege sowie lokale, kostengünstige und nachhaltige Produktionsprozesse sollen die Resilienz der deutschen Chemiewirtschaft sicherstellen – bei gleichzeitiger Einhaltung höchster Arbeitsschutz- und Umweltstandards.
Hintergrund
»Wissen schafft Perspektiven für die Region!« ist eine gemeinsame Initiative des Bundes, des Freistaats Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt. Der Ideenwettbewerb basiert auf dem Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen (StStG).
Eine Perspektivkommission hatte im Juli 2021 sechs Bewerber ausgewählt, die ihre ausgearbeiteten Konzepte im Mai 2022 zur Begutachtung vorgelegt haben. Auf Grundlage der unabhängigen wissenschaftlichen Bewertung haben der Bund und die beiden Länder gemeinsam die zwei Gewinner ausgewählt.