Neuer Forschungsbereich verknüpft KI und Biomedizin

Zum Aufbau des innovativen Forschungsprogramms »Biomedizinische Künstliche Intelligenz (KI) - BioAI Dresden« unterzeichneten Vertreter der Boehringer Ingelheim Stiftung, der Max-Planck-Gesellschaft und der TU Dresden einen entsprechenden Vertrag und vereinbarten eine gemeinsame Finanzierung von 40 Millionen Euro, die auch vom Freistaat Sachsen unterstützt wird.

Pawel Sosnowski/pawelsosnowski.com

Die gemeinnützige Boehringer Ingelheim Stiftung fördert das Vorhaben mit 20 Millionen Euro über einen Zeitraum von zehn Jahren und bringt somit die Hälfte der insgesamt 40 Millionen Euro auf. Die Max-Planck-Gesellschaft, die TU Dresden und der Freistaat Sachsen finanzieren die andere Hälfte des Vorhabens, das Forschung im Bereich der biologischen und biomedizinischen KI ermöglichen soll. Dazu entsteht ein neuer Bereich mit zwei Forschungsgruppen, angesiedelt am Zentrum für Systembiologie Dresden (CSBD), einem interinstitutionellen Zentrum zwischen dem Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG), dem Max-Planck-Institut für Physik komplexer Systeme (MPIPKS) und der Technischen Universität Dresden.

Darüber hinaus wird der neue Forschungsbereich im engen partnerschaftlichen Austausch mit dem AITHYRA Institut in Wien stehen. Dieses wurde im September 2024 gegründet und wird ebenfalls von der Boehringer Ingelheim Stiftung gefördert. Als Gründungsdirektor für dieses europaweit einzigartige Institut für künstliche Intelligenz auf dem Feld der Biomedizin konnte hier DeepMind Professor Michael Bronstein gewonnen werden.

»BioAI Dresden« kombiniert innovative KI-Methoden mit biochemischem und physikalischem Wissen über die Skalen der Biologie hinweg und soll so entscheidend zu einem neuen wissenschaftlichen Verständnis der menschlichen Gesundheit beitragen. Die Auswahl und Berufung auf Direktoren- und Forschungsgruppenleiterebene wird nach den Exzellenzkriterien und Verfahren der Max-Planck-Gesellschaft erfolgen.

Die Verknüpfung von Biomedizin und künstlicher Intelligenz birgt ein enormes Potential, das nur durch umfassende und fachübergreifende Kooperationen gehoben werden kann. Deshalb streben BioAI Dresden und das AITHYRA Institut Partnerschaften mit herausragenden Forschungsinstitutionen wie z. B. dem Europäischen Labor für Molekularbiologie (EMBL) mit seinen sechs Standorten in Europa, der EPFL - Eidgenössische Technische Hochschule Lausanne, der Universität Oxford und dem Broad Institute in den USA an. Mit dem neuen Forschungsprojekt kann Dresden hier sein bereits vorhandenes und weiter zu entwickelndes Potential voll einbringen.

Dazu die Partner des Forschungsprogramms:

Christoph Boehringer, Vorstandsvorsitzender Boehringer Ingelheim Stiftung
»Die kürzlich verliehenen Nobelpreise haben gezeigt, welch großes Potential im Bereich KI und Biomedizin für die menschliche Gesundheit steckt. Die gemeinnützige Boehringer Ingelheim Stiftung engagiert sich, um in Europa unter den bestmöglichen Rahmenbedingungen eigenständige Forschung auf diesem Gebiet zu ermöglichen. Unser Engagement soll auch den europäischen Gedanken der wissenschaftlichen Freiheit und der länderübergreifenden Zusammenarbeit beflügeln. Eine herausragende Zusammenarbeit, die dem Wohle aller Menschen in Europa - und darüber hinaus - dient.«

Dr. Stephan Formella, Geschäftsführer Boehringer Ingelheim Stiftung
»Um aus globaler Perspektive einen relevanten europäischen Schwerpunkt im Bereich KI und Biomedizin aufzubauen, benötigt es eine starke Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure. Wir als gemeinnützige und unabhängige Stiftung empfinden es als unseren Auftrag, auch Brücken zwischen diesen Akteuren zu ermöglichen. So kann künftig jeder Standort, den wir fördern, als einzelner Pfeiler agieren und mit den entstehenden Brücken eine noch größere Wirkkraft entfalten. Die Grundsteine dafür haben wir neben unserer Förderung in Wien nun auch in Dresden gelegt.«

Prof. Dr. Patrick Cramer, Präsident der Max-Planck-Gesellschaft
»Die MPG ist schon länger ein europäischer Treiber beim Thema KI. Das Fachmagazin NATURE listet uns auf Platz 7 unter den Top 10 der »Rising Institutions in Artificial Intelligence«. In der Zusammenarbeit mit der Österreichischen Akademie der Wissenschaft und mit Unterstützung der Boehringer Ingelheim Stiftung wollen wir nun die Kräfte in diesem Forschungsbereich weiter bündeln. Denn es gibt viele gute Gründe, dieses Feld nicht alleine den großen Tech-Unternehmen zu überlassen. Grundlagenforschung kann und wird Fragen adressieren, die gewinnorientierte Unternehmen nicht aufgreifen, die aber gerade von großem Nutzen für die Allgemeinheit sein können.«

Prof. Dr. Ursula Staudinger, Rektorin der Technischen Universität Dresden
»Mit der heutigen Unterzeichnung wird eine weitere Brücke zwischen Disziplinen, Akteuren und Standorten geschlagen. Dank der Unterstützung der Boehringer Ingelheim Stiftung, der Max-Planck-Gesellschaft und des Freistaates Sachsen können mit Beteiligung der TUD am Zentrum für Systembiologie zwei neue Arbeitsgruppen angesiedelt und ein Gründungsdirektor berufen werden, um einen innovativen Forschungszweig an der Schnittstelle zwischen KI und Biomedizin aufzubauen. Dieses Vorhaben verstärkt zum einen die Brücke zwischen der TUD und dem Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik, die im CSBD gemeinsam forschen – unter anderem im Team von Ivo Sbalzarini, der auch Professor und Dekan der Fakultät Informatik an der TUD ist. Zum anderen passt das Vorhaben sehr gut zu unserem Forschungsschwerpunkt im Bereich der Digital Sciences. Als eines von neun Zentren des Nationalen Hochleistungsrechnens und mit Leuchttürmen wie dem CIDS und SCADS.AI bietet die TUD eine hervorragende Infrastruktur vor Ort und ebnet Wege zu weiteren Kooperationsmöglichkeiten.«

Prof. Dr. Stephan Grill, Direktor des Max-Planck-Instituts für molekulare Zellbiologie und Genetik
»Lebende Systeme sind äußerst komplex. KI wird der Schlüssel sein, um diese Komplexität zu entschlüsseln und zu verstehen, wie lebende Systeme funktionieren. Dieses spannende Gemeinschaftsprojekt wird es uns ermöglichen, eine neue Generation physikbasierter biomedizinischer KI-Algorithmen zu entwickeln, um die Prinzipien und Mechanismen zu identifizieren, die lebende Systeme ausmachen. Damit sind wir hier am Standort bestens positioniert, um die nächste Revolution in den Lebenswissenschaften voranzutreiben.«

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Andrea Schlütter

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