Sächsische Wirtschaftsdelegation reist ins Vereinigte Königreich
Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig wird vom 15. bis 20. Mai 2022 Großbritannien besuchen. Die vom sächsischen Wirtschaftsministerium (SMWA) und der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) organisierte Delegationsreise soll dazu beitragen, die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Sachsen und dem Vereinigten Königreich nach dem britischen EU-Austritt ("Brexit") fortzusetzen und zu vertiefen. Minister Dulig wird von einer rund 25-köpfigen Delegation begleitet, die sich u. a. aus Vertretern von Clustern, Hochschulen und Kammern zusammensetzt.
Ziele sind die Unterstützung und Erweiterung der Kooperations- und Lieferbeziehungen zwischen sächsischen und britischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen sowie der Aufbau neuer und die Pflege bereits vorhandener Kontakte. Der Fokus liegt auf den Bereichen Bahntechnik und Energie (Wasserstoff) sowie Life Sciences.
Da im Ansiedlungsbereich auch eine verstärkte Investitionstätigkeit britischer Unternehmen in der EU zur Sicherung ihres Marktzugangs denkbar ist, soll die Reise gleichzeitig zur gezielten Standortwerbung und Investorenpflege genutzt werden. Daher sind sowohl Besuche von Unternehmen und Forschungseinrichtungen als auch politische Gespräche mit Parlamentariern sowie Treffen mit Multiplikatoren vorgesehen.
Wirtschaftsminister Martin Dulig: "Der Brexit ist für die sächsische Wirtschaft ein tiefer Einschnitt. Unsere Unternehmen sehen sich durch den Verlust von Binnenmarkt und Zollunion aktuell vor allem mit bürokratischen Herausforderungen sowie steigenden Logistik- und Verwaltungskosten konfrontiert. Aber wir schauen nach vorn und werden das neue Handels- und Kooperationsabkommen zwischen der EU und Großbritannien nutzen, um die Beziehungen zu Großbritannien zu vertiefen und die Wettbewerbsposition sächsischer Unternehmen in unserem drittwichtigsten Exportmarkt zu sichern. Gleichzeitig möchte ich bei Unternehmen für den Standort Sachsen werben, die nach dem vollzogenen Brexit jetzt eine Niederlassung im europäischen Binnenmarkt anstreben. Handel, der auf Vertrauen und klaren Spielregeln basiert, verspricht Wachstum, schafft und sichert Arbeitsplätze und ist damit gut für unsere sächsische Wirtschaft."
Im Jahr 2021 exportierten sächsische Unternehmen Waren im Wert von rund 2,74 Milliarden Euro nach Großbritannien. Damit nahmen die sächsischen Ausfuhren nach Großbritannien im Vergleich zum Vorjahr um rund ein Drittel zu, nachdem sie im Jahr 2020 um 14 Prozent zurückgegangen waren.
Hintergrund
Nach dem Brexit stehen in den Unternehmensanfragen bei den sächsischen Kammern umsatzsteuerliche Behandlung, Warenursprungs- bzw. Zollpräferenzrecht, Zertifizierungen sowie die Durchführung von Montage- bzw. Dienstaufenthalten im Vordergrund. Für Handwerksunternehmen besteht die größte Herausforderung aktuell im Wegfall der Freizügigkeiten des EU-Binnenmarktes, insbesondere in den Regelungen zur Erbringung werkvertraglicher Dienstleistungen in Großbritannien. Insgesamt scheint der Brexit gerade kleinere Unternehmen besonders zu treffen, die bisher ausschließlich im Binnenmarkt aktiv waren.
Die Staatsregierung hat den bisherigen Brexit-Übergangsprozess gemeinsam mit den Partnern der Außenwirtschaftsinitiative Sachsen (AWIS) durch ein umfassendes Informationsangebot für sächsische Unternehmen aktiv begleitet. In Anbetracht des Wegfalls der Erleichterungen von Binnenmarkt und Zollunion, der eventuellen Orientierung Großbritanniens auf andere Märkte sowie der Bewältigung der Pandemiesituation und ihrer wirtschaftlichen Folgen ist auch in den nächsten Jahren ein verstärkter Unterstützungsbedarf bei der außenwirtschaftlichen Marktbearbeitung abzusehen.