Sächsische Delegation zieht positive Bilanz der Kanadareise
Der Freistaat Sachsen setzt beim Aufbau seiner Wasserstoffwirtschaft auch auf internationale Kooperationen. Die einwöchige Auslandsreise von Wirtschaftsminister Martin Dulig, die u.a. von der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH (WFS) organisiert wurde, brachte in den Provinzen Québec, Alberta und British Columbia kanadische und sächsische Akteure der Energiebranche zusammen und bahnte eine transatlantische Zusammenarbeit an.
Minister Martin Dulig zieht Bilanz: »Das war eine erfolgreiche und zugleich nachhaltige Reise. Die kanadischen Partner sind unserem Netzwerk Wasserstoffland Sachsen, den damit verbundenen Forschungseinrichtungen und Unternehmen auf Augenhöhe begegnet. Die Transformation des Energiesektors, der Mobilität und der Industrie wird nur mit Wasserstoffanwendungen im industriellen Maßstab funktionieren. Darin waren wir uns einig und schnell wurde klar: Kanada und Sachsen arbeiten an den gleichen Themen – Forschung und Technologie spielen in einer Liga, etwa bei der Herstellung von Brennstoffzellen. Wir haben kanadische Weltmarktführer getroffen, die mit uns zusammenarbeiten wollen. In dieser internationalen Vernetzung liegt für Sachsens Wasserstoffwirtschaft eine einmalige Chance.«
Am Dienstag informierte sich die Delegation zunächst im Ministerium für Energie und natürliche Ressourcen (Montréal) über die Wasserstoffaktivitäten von Québec. Die Provinz gewinnt 98 Prozent ihrer Energie aus Wasserkraft. Vize-Ministerin Nathalie Camden und Mathieu Payeur, Direktor des »Green Hydrogen and Bioenergy Office« stellten die Wasserstoffstrategie der Region (»2030 Québec Green Hydrogen and Bioenergy Strategy«) vor, welche den Ausstieg aus fossilen Energieträgern beschleunigen soll. Neben der Reduktion von Treibhausgasen ist die Senkung der Importabhängigkeit wesentliches Ziel. Insbesondere die ausreichende und günstige Versorgung mit Strom aus Wasserkraft ist ein wichtiger Standortvorteil für Québec. Ab 2030 sollen durch den Einsatz von Wasserstoff und Bioenergie Ölprodukte mit einem Volumen von einer Milliarde Liter eingespart werden. Professor Thomas von Unwerth, Vorstandsvorsitzender des sächsischen Innovationsclusters »Wasserstoffland Sachsen« (HZwo e.V.), berichtete u.a. vom Aufbau des Nationalen Wasserstoffzentrums HIC in Chemnitz und der im August 2022 von den Technischen Universitäten in Chemnitz, Freiberg und Dresden gegründeten »Sächsischen Wasserstoffunion«. Er sieht in der Zusammenarbeit mit Kanada eine Win-Win-Situation: »Dieser so große Flächenstaat mit seinen enormen erneuerbaren Ressourcen setzt vorrangig auf die Wasserstofferzeugung. Gute Kooperationsmöglichkeiten ergeben sich, wenn wir als technologiegetriebenes Land unsere Produkte für Elektrolyseure, Brennstoffzellen und andere Anwendungsteile zur Verfügung stellen. Kanada braucht diese Komponenten, um seine Wasserstofferzeugung voranzutreiben.«
Am Mittwoch traf sich die sächsische Delegation in der Provinzhauptstadt Edmonton mit Vertretern des Energieministeriums von Alberta sowie mit Experten wie Brent Lakeman, Direktor der Wasserstoffinitiative von »Edmonton Global«, der regionalen Wirtschaftsförderung. Im Projekt »Azetec« (»Alberta Zero Emissions Truck Electrification Collaboration«) hat die Provinz zwei Langstrecken-Lkw für den Einsatz zwischen Edmonton und Calgary (325 Kilometer) entwickelt. Sie werden in einem Hybridmodell mit Brennstoffzellen und Lithium-Ionen-Batterien betrieben.
Am Donnerstag besichtigte die Delegation aus Sachsen das Werk des Brennstoffzellenherstellers Ballard Power Systems in Burnaby (Provinz British Columbia). Das Unternehmen fertigt Hochleistungs-Brennstoffzellen mit einer Nettoleistung von 30 bis 200 Kilowatt für Lastwagen, Busse, Züge und Schiffe. Die Module kommen u.a. in den reichweitenstarken Lkw des Projektes »Azetec« zur Anwendung. Anschließend eröffnete Minister Dulig in der University of British Columbia in Vancouver den Workshop »Kanadisch-Sächsischer Wasserstoffdialog«. Dort informierte sich Dulig auch über die digitale Transformation in der Industrie – ein gemeinsames Projekt der Universität mit dem Dresdner Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU).
Die Ministerdelegation hat am Freitag in Burnaby das Unternehmen AVL Fuel Cell Canada und dessen Kooperationspartner Greenlight Innovation Corporation besucht. AVL ist einer der weltweit führenden Anbieter für Simulations- und Testsysteme in der Automobilindustrie und jüngst Mitglied des sächsischen HZwo e.V. geworden. Im Verbund stellen beide Unternehmen die notwendigen Test- und Entwicklungsgeräte für Brennstoffzellen, Elektrofahrzeuge und Energiespeichersysteme her.