Auftakt für neues Systemforschungszentrum in Görlitz

Der heutige Tag markierte den offiziellen Start eines aussichtsreichen Projekts: die Etablierung der Forschungseinrichtung CASUS als international sichtbares Zentrum für datenintensive Systemforschung in Görlitz. Hier wird fach- und grenzübergreifend geforscht an schnelleren Computern, neuen Codes und innovativen Software-Methoden. Doch diese bilden nur das Gerüst, denn an CASUS stehen die wissenschaftlichen Themen im Mittelpunkt.

Wie wirkt sich das Klima auf die Umwelt aus? Wie bilden sich Planeten und Sterne? Wie kommunizieren Zellen und wachsen zu Organen heran? Wie lernen autonome Fahrzeuge, auf unvorhersehbare Einflussgrößen richtig zu reagieren? Die Forschungsrichtungen, die sich mit diesen Fragen beschäftigen, haben eines gemeinsam: Sie gehören zur sogenannten Systemforschung. Komplexe Systeme sind gekennzeichnet durch unbekannte Größen und ein vielfältiges Geflecht aus Ursachen und Wirkungen. Verändert man nur eine einzige Einflussgröße, kann das überraschende, schwer vorherzusehende Folgen für das Gesamtsystem haben.

„Mit CASUS erhält Görlitz ein hervorragendes Forschungszentrum, das sich vielen Zukunftsthemen widmen wird“, ist sich Bundesforschungsministerin Anja Karliczek sicher. „CASUS wird zeigen, welche Chancen in der Digitalisierung für unsere Gesellschaft liegen. In dem Forschungszentrum werden Mathematiker, Computer- und Datenwissenschaftler und Experten für Künstliche Intelligenz interdisziplinär zusammenarbeiten. Sie sollen Antworten auf die Herausforderungen unserer Zeit mitformulieren, wie den Klimawandel oder den Kampf gegen Krebs. Mit diesem Zentrum unterstützen wir auch den Strukturwandel in der Region – vom Braunkohleabbau zu Hightech und zu Wissenschaft und Forschung.“  

„Die Erforschung von Systemen hoher Komplexität ist Kernbestandteil der Helmholtz-Mission. Mit unseren sechs Forschungsbereichen gehen wir über die Grenzen einzelner Disziplinen hinweg große Fragen wie den Klimawandel, unsere Energieversorgung oder Volkskrankheiten an. So schaffen wir wichtige Grundlagen für die Gestaltung unserer Zukunft“, sagt Prof. Otmar D. Wiestler, der Präsident der Helmholtz-Gemeinschaft. „Vom neuen Forschungszentrum CASUS versprechen wir uns markante Fortschritte beim Verständnis komplexer Systeme und daraus resultierend neue Werkzeuge für die Wissenschaft und die Anwendung in Kooperation mit der Wirtschaft.“ 

   

Fünf Partner in Sachsen und Polen

ZUm Auftakt vertreten waren führende Vertreter der vier sächsischen Forschungseinrichtungen, deren Initiative CASUS zu verdanken ist: das Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) Leipzig, das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR), das Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik (MPI-CBG) Dresden, und die Technische Universität Dresden. Zu den wichtigsten CASUS-Partnern auf polnischer Seite gehört die Uniwersytet Wrocławski (Universität Breslau). Langfristig gesehen ist CASUS als deutsch-polnisches Zentrum mit gleichberechtigten Partnern konzipiert.

Die Abkürzung CASUS steht für Center for Advanced Systems Understanding (Zentrum für fortgeschrittenes Systemverständnis). Finanziert wird das Zentrum zu 90 Prozent aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und zu 10 Prozent aus Mitteln des Sächsischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst (SMWK). Bisher wurde eine Fördersumme von insgesamt rund elf Millionen Euro für die Aufbauphase eingeplant. Der Einzug der ersten Forschungsgruppen in das angemietete CASUS-Gebäude in Görlitz auf dem Untermarkt 20 ist für Dezember 2019 geplant.