Im Erzgebirge wird an intelligenten Werkstoffen geforscht

Das Verbundprojekt "SmartHydro", das im Rahmen des Technologiebündnisses "SmartERZ" aufgelegt wurde, ist das erste Umsetzungsprojekt der Innovationsförderung "WIR! Wandel durch Innovation in der Region" im Bündnis. Die Umsetzungsphase wird mit ca. 900.000 Euro gefördert. Das Ziel ist die Entwicklung eines intelligenten und damit sicheren Tankträgersystems für Wasserstoff-Antriebe.

Lange war es scheinbar ruhig um das Innovationsbündnis SmartERZ, dessen Bündniskoordinator die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH ist und das als Gesamtprojekt im Frühjahr 2019 die WIR!-Förderbewilligung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung erhalten hat. Die Zeit wurde intensiv genutzt, um Forschungsfragen und Entwicklungsprojekte unter Beteiligung erzgebirgischer Unternehmen zu konzeptionieren. Trotz aller Schwierigkeiten in der Pandemie ist das Innovationsprojekt SmartHydro nun in seine Umsetzung mit der Förderzusage gestartet. Mit der Bewilligung für weitere fünf SmartERZ-Verbundprojekte wird im Frühjahr 2021 gerechnet. Insgesamt wurden bisher acht Verbundprojekte nach Befürwortung durch den Beirat beantragt, in Summe stehen bis zur Zwischenevaluierung 7,6 Millionen Euro zur Verfügung.

    

SmartHydro – Sensorik in Leichtbauwerkstoffen aus Marienberg

Martin Dietze, Geschäftsführer des Formen- und Werkzeugbaus Gebrüder Ficker GmbH, hat sich gemeinsam mit drei weiteren Partnern im Projekt SmartHydro das Ziel gesetzt, Werkzeuge für ein intelligentes Tankträgersystem für Fahrzeuge mit Wasserstoffantrieb zu entwickeln. Dabei legt das Marienberger Unternehmen den Grundstein für die kosteneffiziente Fertigung des intelligenten Faserkunststoffverbund-Bauteils. Martin Dietze beschreibt den Anteil seines Unternehmens im Projekt: „Schon seit Längerem beschäftigen wir uns mit der Verarbeitung von neuartigen Leichtbauwerkstoffen. Insbesondere die Integration von Sensortechnik in den Fertigungsprozess stellt eine erhebliche Erweiterung bisheriger Fertigungsmöglichkeiten dar. Wir als Verarbeitungsexperten mit anwendungsspezifischer Materialkompetenz können mit unseren Forschungspartnern im Projekt SmartHydro effizient an neuen Lösungen für den Werkzeugbau arbeiten.“

Das Cetex Institut gGmbH aus Chemnitz unterstützt das Unternehmen im Forschungsdesign. Marcel Meyer, Leiter der Forschung und Entwicklung der Cetex als An-Institut der TU Chemnitz, beschreibt die Stärke des Netzwerkes SmartERZ. „Forschungspartner und kleine und mittelständische Unternehmen werden hier vernetzt, um deren fehlende Forschungskapazitäten auszugleichen und die Kompetenzen der Partner zu bündeln. Wir als Cetex bringen in das Projekt unser Know-how für die Material- und Bauteilentwicklung ein, also wie der Faserverbundwerkstoff hergestellt und weiterverarbeitet werden muss.“

Gemeinsam mit den weiteren Partnern TISORA Sondermaschinen GmbH und LSE Lightweight Structures Engineering GmbH soll die sensible Sensorik zur Messung aller Parameter in den Leichtbauwerkstoff für das Trägersystem baulich integriert werden. Sollte es zu einer Beschädigung am Tankträger im Fahrbetrieb eines wasserstoffbetriebenen Fahrzeugs kommen, gibt die Sensorik eine Rückmeldung an die Bordsysteme. So würde eine drohende Überhitzung oder gar eine gröbere Beschädigung am Tanksystem angezeigt werden, so dass der Fahrzeugführer gewarnt ist und entsprechende Schritte einleiten kann.

   

Die Vision von SmartERZ

Für die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, die als Bündniskoordinator auch Ideengeber für das Netzwerk SmartERZ ist, steht neben der Optimierung von Kontakten zwischen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen und dem erzgebirgischen Mittelstand, wie im Beispiel SmartHydro, aber eine noch größere Vision für die regionale Wirtschaftsentwicklung. „Die Idee ist es, aus dem SmartERZ-Netzwerk heraus mehr Innovationspotential und Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Forschung und Entwicklung für den regionalen Mittelstand zu generieren. Wir wollen in unserer Funktion als Wirtschaftsförderung Türöffner sein und die regionalen, vielseitigen Fertigungskompetenzen aus Kunststoffverarbeitung, Textilindustrie, Werkzeugbau und Elektrotechnik zur Zusammenarbeit bei der Entwicklung neuartige Werkstoffe motivieren: mit dem Ziel, das Erzgebirge zu einem führenden Technologiecluster für intelligente Bauteile zu entwickeln“, führt Jan Kammerl, Geschäftsbereichsleiter Wirtschaftsservice/Fachkräfte der Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH, aus.

Um generell Innovationsbestrebungen der regionalen Wirtschaft zu befördern, wurde im November 2020 die Plattform www.innoverz.de durch die Wirtschaftsförderung Erzgebirge GmbH gelauncht. Hier finden Unternehmen z. B. Ideen, Know-how sowie Netzwerkpartner für ihre Innovationsthemen und können konkrete Gesuche aufgeben, um regionale Lösungspartner aus Wirtschaft und Wissenschaft zu finden.