Universität Leipzig: Förderung für FuE-Projekt im Bereich der Medizininformatik
Die Chancen der Digitalisierung für die Medizin nutzen - unter diesem Motto fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) nun ein Großprojekt unter sächsischer Leitung. Im Projekt SMITH (Smart Medical Information Technology for Health Care) wollen Wissenschaftler, Ärzte und IT-Spezialisten an drei Hochschulstandorten die wachsende Datenflut in der Medizin - von Genom-Analysen bis hin zu Röntgenbildern - mit einer neuen IT-Infrastruktur sammeln und für Forschung und Klinik nutzbar machen. Am Konsortium sind neben der Universität Leipzig als Konsortialführer auch das Universitätsklinikum Leipzig, das Universitätsklinikum Jena sowie das Universitätsklinikum RWTH Aachen beteiligt.
Die Fördergelder stehen den Verbundpartnern zur Verfügung, um neue IT-Lösungen für eine bessere Verknüpfung von Daten aus Krankenversorgung und medizinischer Forschung auf den Weg zu bringen. Dann sollen neue Forschungserkenntnisse schneller im Klinikalltag verfügbar sein, zugleich können Versorgungsdaten aus der Klinik in aktuelle Forschungsprojekte einfließen.
"Die drei universitätsmedizinischen Standorte des Konsortiums, Leipzig, Jena und Aachen bündeln medizininformatische, klinische, systemmedizinische, computerlinguistische und epidemiologische Kompetenzen. In Kooperation mit externen Partnern etabliert SMITH Datenintegrationszentren an den drei Universitätskliniken. Die Zentren ermöglichen eine institutionen- und standortübergreifende Nutzung elektronischer Gesundheitsdaten aus der Krankenversorgung und der patientenorientierten Forschung", sagt Projektleiter Prof. Dr. Markus Löffler vom Institut für Medizinische Informatik, Statistik und Epidemiologie der Medizinischen Fakultät Leipzig.
SMITH will den Mehrwert dieser vernetzen Datennutzung an Anwendungsfällen demonstrieren. So entwickelt das Konsortium innovative datenanalytische Methoden und Werkzeuge, die aus elektronischen Patientenakten automatisiert medizinische Informationen gewinnen. Diese Informationen können helfen, Versorgungsabläufe zu erforschen und zu verbessern. Dies will SMITH durch zwei klinische Anwendungsfälle belegen: Auf Intensivstationen sollen Patienten-Management-Systeme kontinuierlich ausgewertet werden, um den Zustand der Patientinnen und Patienten automatisiert zu überwachen. Dadurch wird ein schnelleres therapeutisches Eingreifen möglich. In einem weiteren Anwendungsfall unterstützt ein computerbasiertes Entscheidungshilfesystem Ärztinnen und Ärzte beim leitliniengerechten Einsatz von Antibiotika. Dies soll die frühzeitige und gezielte Bekämpfung bakterieller Infektionen verbessern und das Auftreten von Antibiotikaresistenzen reduzieren.
"Die Teilnahme an diesem Projekt bedeutet eine große Chance für die Leipziger Universitätsmedizin. Universitätskliniken verbinden maximale Krankenversorgung und exzellente klinische Forschung zum Nutzen der Patienten. Wir können nun in innovativen Szenarien internationale Standards für die Datenkommunikation und damit neue Möglichkeiten des Wissens- und Informationsaustauschs etablieren. Wichtig: Das SMITH-Konsortium hat die Konzepte so entwickelt, dass sie auch in regionalen Kooperationen zugunsten der Patientenversorgung genutzt werden können", freut sich Prof. Wolfgang E. Fleig, Medizinischer Vorstand und Sprecher des Vorstandes des Universitätsklinikums Leipzig.
Das Konsortium sieht enge Kooperationen mit Industriepartnern vor. Es wird ein Konzept für die Einbindung von Partnern aus verschiedenen Bereichen der Versorgung entwickelt und erprobt. Über einen gesicherten Datenraum, den "Marketplace", werden die Vernetzungspartner die Ergebnisse von SMITH nutzen können. Zudem ist die Einrichtung neuer Studiengänge und Professuren im Bereich der Medizininformatik und verwandter Disziplinen geplant.