Chemnitz: Allianz Textiler Leichtbau schließt Kooperationsvertrag
Seit rund sechs Jahren gibt es die Allianz Textiler Leichtbau (ATL) als fachliche Partnerschaft am Standort Chemnitz. Nun wurde ein Kooperationsvertrag zwischen den Partnern geschlossen. Kürzlich trafen sich die Vertreter des Instituts für Strukturleichtbau (IST) der Technischen Universität Chemnitz, der beiden TU-An-Institute Cetex (Institut für Textil- und Verarbeitungsmaschinen gGmbH) und STFI (Sächsisches Textilforschungsinstitut e. V.) sowie des neuen Fraunhofer-Forschungszentrums STEX (Systeme und Technologien für textile Strukturen) des Fraunhofer-Instituts für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik (IWU). Ihr gemeinsames Ziel ist es, Chemnitz als Kompetenzzentrum für ressourceneffizienten Leichtbau in der Großserie weiter auszubauen.
„In der ATL wollen wir die Stärken der einzelnen Partner hier am Standort Chemnitz bündeln und intensivieren“, beschrieb Sebastian Nendel, Sprecher der Allianz und Cetex-Geschäftsführer für Forschung und Entwicklung, im Rahmen der Vertragsunterzeichnung das Vorhaben. Mit der ATL soll es laut dem Initiator, Prof. Dr. Lothar Kroll, Direktor des Instituts für Strukturleichtbau der TU Chemnitz, gelingen, deren Profil zu schärfen und die Wahrnehmung für den textilen Leichtbau zu erhöhen. „Dieser enge Schulterschluss ebnet den Weg von der Grundlagen- hin zur anwendungsnahen Forschung und unterstützt den Transfer von Erkenntnissen in die Wirtschaft“, ist sich Kroll sicher.
Neben Forschungs- und Entwicklungsprojekten sowie gemeinsamen Messeauftritten streben die Partner der ATL Großvorhaben mit der Industrie an. Bisher erforschen die beteiligten Institute mit ihren rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorrangig ganzheitliche Prozessketten für die Herstellung textiler Halbzeuge und textilverstärkter Hochleistungsbauteile. Ihr Fokus liegt dabei auf sogenannten hybriden Anwendungen, also Verbunden aus unterschiedlichen Fasern in Kombination mit Kunststoff, Metall oder Keramik. Doch nun wolle man noch einen Schritt weitergehen und die Lebenszyklusprozesskette dieser Bauteile schließen, sich also im Rahmen der Gesamtstrategie auch stärker mit Recycling und Wiederverwertung befassen, erklärte Allianz-Sprecher Sebastian Nendel. Wichtig sei es daher, gezielt weitere Partner zu gewinnen, die gemeinsam mit der ATL die textile Zukunft beschreiten möchten. Dabei träfen Hochschulwissen und neue Geschäftsideen auf die Erfahrung von etablierten Unternehmen – „eine erfolgversprechende Kombination“, so Kroll.
Standard für Basaltfasern
Als eines der ersten Projekte der ATL konnte bereits gemeinsam mit anderen Partnern und dem DIN e. V. Berlin eine DIN-Spezifikation auf den Weg gebracht werden, die technische Lieferbedingungen für Basaltfasern definiert. Ein Novum für diese Art der Fasern, denn bisher existieren derartige Standards lediglich für Glas- und Kohlenstofffasern. Basaltfasern werden in einem ausschließlich thermischen Spinnverfahren aus natürlich vorkommendem Gestein gewonnen. Sie besitzen hervorragende mechanische und thermische Eigenschaften und eignen sich daher insbesondere für den Einsatz als Verstärkungsfasern in Verbundwerkstoffen. Zudem sind sie hervorragend rezyklierbar. Ihre Eigenschaften schwanken jedoch aufgrund der geologischen Bedingungen in den jeweiligen Abbaugebieten des Rohstoffs. Um die Fasern global marktfähig zu machen, bedarf es allerdings einer stabilen Qualität auf Basis standardisierter Leistungsnachweise, die dank der neuen DIN SPEC 25714 nun einheitlich definiert werden kann. Der Standard beinhaltet Regeln zur Bezeichnung, zu Prüfmethoden, für technische Spezifikationen, zu Verpackung und Lagerung der Fasern. Damit soll eine einheitliche Materialbeschreibung gewährleistet werden, die Herstellern, Konstrukteuren und Einkäufern gleichermaßen Zuverlässigkeit und Vergleichbarkeit der technischen Werte ermöglicht.