Ausbau des BMW-Werks Leipzig gestartet

Die BMW Group investiert mehr als 300 Millionen Euro in das Werk Leipzig. Umfangreiche Baumaßnahmen zur Erweiterung und Modernisierung von Karosseriebau, Lackiererei, Montage und im Bereich Logistik haben begonnen. Das Unternehmen legt hiermit den Grundstein für weiteres Wachstum und für die Produktion künftiger Modelle in Leipzig.

Im Mittelpunkt des Vorhabens: Ein Ausbau der bestehenden Produktionskapazität. Diese wird von derzeit etwa 250.000 Einheiten pro Jahr um rund 100.000 auf rund 350.000 im Jahr 2020 steigen. Die Produktion der BMW i-Modelle erhöht sich aufgrund der erfreulichen Nachfrage bereits im Herbst dieses Jahres deutlich von 130 auf 200 Fahrzeuge täglich. 

„Wir haben großes Vertrauen in das Können und in die Leistungsfähigkeit der Mitarbeiter in unserem Leipziger Werk. Darum ist es jetzt nur konsequent, mit den eingeleiteten Schritten den Standort noch flexibler und vor allem noch effizienter zu machen, damit dieser für die Zukunft wettbewerbsfähig aufgestellt ist“, betont Oliver Zipse, Vorstand Produktion der BMW AG.

„Für mich als Werkleiter zählt vor allem der klare Vertrauensbeweis unseres Unternehmens in die Mitarbeiter und in die Region“, so Hans-Peter Kemser. Das BMW-Werk Leipzig startete im März 2005 mit 2.000 Mitarbeitern die Serienproduktion. Seitdem sind über 3.300 neue BMW Arbeitsplätze hinzugekommen. Damit sind heute über 5.300 BMW-Mitarbeiter am Standort beschäftigt. Seit Beginn der Serienproduktion im März 2005 wurden mehr als 2,3 Millionen Fahrzeuge in Leipzig gebaut und insgesamt rund 3 Milliarden Euro investiert.

   

Flexibilität gewinnt in der Automobilproduktion massiv an Bedeutung

Die Werke der BMW Group werden künftig befähigt, in den bestehenden Fertigungsstrukturen auch vollelektrische Fahrzeuge zu produzieren. Es wird dann möglich sein, gleichzeitig Automobile mit Verbrennungsmotor, Plug-In-Hybrid oder einem vollelektrischen Antrieb zu fertigen. 

Das gilt auch für das BMW-Werk Leipzig: Hier wurde in einer Pionierleistung mit dem Serienstart des BMW i3 in 2013, gefolgt vom BMW i8 in 2014 und dem BMW i8 Roadster seit März 2018, die Produktion von Elektro- und Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen neu erfunden und revolutioniert. Dieser Prozess fand parallel zur laufenden Erweiterung der klassischen Produktion am Standort statt. Das generierte Wissen der letzten Jahre im Bau von Elektrofahrzeugen fließt jetzt gezielt in das weltweite Produktionssystem der BMW Group ein.

„Wir multiplizieren das wertvolle Wissen von Leipzig konsequent in das Produktionsnetzwerk hinein. Die jetzige, in eigenen Strukturen auf dem Gelände dargestellte, BMW i-Produktion mit den BMW i3 und BMW i8-Modellen bleibt davon unberührt. Langfristig wird sich unser Werk stufenweise weiterentwickeln, die Chancen der Digitalisierung nutzen und die flexible  Fertigung aller Antriebsvarianten über ein Band ermöglichen“, erklärt Werkleiter Kemser.

Umfangreiche Erweiterungen und Umbauten in allen Kerntechnologien sind die Grundlage für den Volumensprung von 100.000 Einheiten pro Jahr ab 2020. Neben neuester Anlagentechnik werden Prozesse und Strukturen überarbeitet, verfeinert und bestehende Einrichtungen erweitert.

    

Lackiererei – größer, effizienter und noch ressourcenschonender

Im Zentrum des Ausbaus steht die Erweiterung der Lackiererei. Diese erhält auf einer Fläche von 11.950 m2 und auf einer Länge von 300 m einen nördlichen und südlichen Anbau. Wesentliche Neuerung ist hierbei eine zweite vollautomatische Decklacklinie im südlichen Anbau sowie eine neue Vorbehandlungsanlage und eine kathodische Tauchlackierung im nördlichen Bereich. Dieser Schritt erhöht die Lackierkapazitäten um mehr als 40 Prozent.

Mit der Einführung der modernen IPP-Lackiertechnologie (Integrated Paint Process; Füllerlose Lackierung) können außerdem der Energieverbrauch je Einheit um 15 Prozent, der Wasser-verbrauch um rund 30 Prozent und das Abwasseraufkommen um 45 Prozent gesenkt werden. Die bestehende Lackierlinie wird ebenso mittelfristig auf diese noch ressourcenschonendere Technologie umgestellt.

   

Karosseriebau – neue Industrieroboter und mehr

Auch im Karosseriebau werden Strukturen und Prozessanlagen modifiziert. Knapp 500 zusätzliche hochmoderne Industrieroboter werden in den kommenden Jahren installiert.

Hinzu kommen Anpassungen in der Fördertechnik. Das legt auch hier den Grundstein für die Produktion zukünftiger Modelle. Zudem wird das Werk künftig eine stärkere Rolle als interner Lieferant für Türen und Klappen im Produktionsverbund der BMW Group einnehmen.

   

Montage – intelligente Maschinen-Assistenz im Zuge der Digitalisierung

Die Montage ist ebenfalls im Umbau. So wurde zum Beispiel der Einbau einer komplett neuen Panoramadach-Anlage bereits im März vorgenommen. Die 40 Tonnen schwere Anlage ist ein Hightech-Produkt. Sie ist schneller, flexibler und kann deutlich mehr Varianten verbauen als die Vorgängerkonstruktion.

Zusätzlich wird der gezielte Einsatz von Mensch-Roboter-Kollaborations-Systemen vorbereitet. Diese Anlagen kommen ohne trennenden Sicherheitszaun aus und unterstützen die Mitarbeiter noch besser bei ihrer Arbeit. Ein Beispiel ist die bereits bestehende Scheibenklebe-Anlage bei der Produktion des BMW i3. Hinzu kommt in der Montage die Erweiterung der bestehenden Gebäudestrukturen um rund 3.500 m2 Grundfläche. Das schafft Raum für zusätzliche Arbeitstakte künftiger Modelle.

    

Logistik – perfekter Warenfluss und Pilotprojekte für emissionsfreien Transport

Eine perfekt funktionierende Logistik ist das Rückgrat der Automobilproduktion. Mehrere tausend Teilepositionen sind je Fahrzeug zu verbauen, damit der Wunsch nach individueller Mobilität auf vier Rädern Wirklichkeit werden kann. Entsprechend stehen Prozessanpassungen und Optimierungen der Materialflusssysteme mit im Fokus der 300-Millionen-Investitionen in den Standort. Das zentrale Stichwort hier: Wertstrom-Orientierung. Der Begriff steht vereinfacht ausgedrückt als Synonym für kurze, effiziente, durchdachte und damit verschwendungsfreie Teileströme und Abläufe im Werk.

Auch in der Logistik ziehen digitale Technologien verstärkt in den Berufsalltag ein. Diese befinden  sich teilweise noch in der Pilotierung – etwa Logistiksysteme, die autonome Behälterzuführungen ermöglichen. In einem Pilotprojekt testet das Werk außerdem mit Kooperationspartnern den Einsatz von wasserstoffbetriebenen Flurförderzeugen im Sinne einer emissionsfreien Logistik auf dem Gelände – H2-Innenbetankung eingeschlossen.